- In Gesprächen mit Künstlern, aber auch mit Kunsthistorikern gibt es immer wieder ein Thema, zu dem engagierte, ja fast ideologische Ansichten geäußert werden: Kann (große) Kunst nur von einem Einzelnen geleistet werden? Hierzu gibt es das “Modell" des einzelnen Künstlers als Genie, oder, vor allem im Theater oder Film, vom Direktor (Filmemacher, Regisseur), der jedes kleine Detail bestimmt und möglichst das Buch, das Script, die Entwürfe und eventuell die Kamera selbst in die Hand nimmt. (Peter Simmhandel, Peter Kubelka: Rainer W. Fassbender, Robert Wilson) Andererseits das Modell der Künstlerkooperativen, deren kreative Arbeit auf Gruppenprozessen beruht (The Living Theatre, Goat Island Group, La Fura del Baus, The Gorilla Girls, ) Und schließlich das arbeitsteilige Modell moderner Firmenleitung, wie sie in Feature Film Produktionen, Stadt- und Staatstheatern praktiziert wird.
- Wie immer man sich dazu stellt, der Prozeß der Gruppenproduktion ist ein wesentlich anderer als die Arbeit des einzelnen Künstlers. Wichtigste Grundlage für den Erfolg ist die Kommunikation zwischen den Beteiligten. Je präziser Einverständnis darüber erzielt werden konnte, wie das Ziel, die Mittel und die Arbeitsweise aussehen sollen, desto eher hat das Projekt Aussicht auf Erfolg.
- Die Arbeit am Konzept hier beruht also wesentlich darauf, daß Dinge ausgesprochen und abgemacht sind. Meiner Meinung nach sollten zeitlich begrenzte und kontextuell beschränkte Ziele festgelegt werden also keine Manifeste sondern pragmatische Nahziele. Erfahrungsgemäß geschieht dies zumeist bei der Ausarbeitung des ersten Projektentwurfs, der Wettbewerbseinreichung oder der Beantragung der Fördermittel und sollte auch Bestandteil solcher Anträge sein. Sie sind aber ebenso wichtig für den Gruppenkonsens.
- Sprache ist hierbei ein wichtiges Mittel (als Diskussion, Arbeitspapier oder Projektbeschreibung), ist andererseits aber auch einschränkend. Ich selbst mußte immer wieder feststellen, gerade bei der Arbeit mit Theaterleuten oder Musikern, daß sich bei noch so detailierten Bild- oder Raumbeschreibungen doch jeder etwas anderes vorstellte sich sein eigenes Bild machte. Einige kurze Skizzen, eine bildhafte Präsentation oder ein paar schnelle Prints kreisen nicht nur das Feld der Vorstellungen ein, sondern lösen auch weitere bildnerische Prozesse aus.
- Hinzu kommt, daß die Verräumlichung von Gedanken und Vorstellungen bekanntlich eine der wichtigen Memotechniken sind, unsere Gedächtnisleistung unterstützen.
- Die Fähigkeit bildnerisch zu kommunizieren und zu entwerfen sind also wesentlich für die künstlerische Zusammenarbeit. Eine gelungene Präsentation von Entwürfen und die Fähigkeit Konzepte klar zu umreißen sind also nicht nur pädagogischer Selbstzweck.