- Ich glaube, daß es sehr verschiedene Ansätze für künstlerisches Arbeiten gibt, sehr verschieden Weisen, wie Ideen entstehen. Didaktische Theorien zur Kreativität stimmen zumeist nur für einen Teil der Künstler.
- Das was als Konzept meine Arbeit treibt, kann manchmal sehr schwer greifbar oder beschreibbar sein. Ein sprachlich sehr gut formuliertes Konzept kann sich durchaus als Sackgasse herausstellen. Es bleibt dann was es ist: gut geschriebene Literatur.
- Bei der Arbeit am Konzept geht es um grundsätzliche Dinge und Entscheidungen, die letztendlich nur der Student oder die Studentin selbst erarbeiten können.
- Wie ist mein eigenes bildhaftes Denken strukturiert? Was ist letztliche mein Interesse? Was ist mein innerer Antrieb, meine Grundmotivation für die künstlerische Arbeit? Dieter Appelt nennt diesen Antrieb den “Bildwillen." Was bedeuten Idee, Bild, Theorie, Visualisierung, Logos für mich? Können solche theoretischen Fragen Quelle der Inspiration sein? Welche negativen Definitionen sind für mich wichtig, wogegen will ich mich abgrenzen? Dabei geht es gar nicht darum, zu abschließenden Antworten dieser Fragen zu kommen, sondern, diese immer wieder zu hinterfragen. Es geht um mehr als ein kurzfristiges oder ein nur semesterlanges Projekt.
- (Metapher des Kochs, der auf dem Markt einkauft, Peter Kubelka: Wenn der Koch auf den Markt geht, braucht er eine sehr genaue Vorstellung von dem was er braucht. Er muß aber auch in der Lage sein, seine Pläne zu ändern wenn er das Gesuchte nicht frisch genug bekommt oder etwas anderes passendes sich als viel besser und frischer herausstellt.)
- Notwendig ist dennoch, eine möglichst genaue Vorstellung zu entwickeln, um was es im Projekt gehen soll. Welche Fragen, Probleme oder welches Verlangen wollen gelöst werden? Des weiteren stellen sich grundsätzliche Probleme des Künstlerischen: wie entstehen Bilder, was bedeuten sie uns, wie entstehen Bildvorstellungen, wie kommunizieren Bilder? Gleichzeitig ist es wichtig, daß bei der Arbeit am Konzept nicht gleich Kunsttheorie herangezogen wird, daß nicht gleich Stellung zum Kunstkontext bezogen werden muß. Mir ist wichtiger, daß die Studentin oder der Studenten selbst möglichst genau für sich klärt, um was es ihr in ihrem Konzept geht, als daß sie es genau formulieren kann.
- Ich bevorzuge daher ein assoziatives Herangehen, mit Skizzen, Bildern, schrifltichen Überlegungen ein Feld einzugrenzen, dabei Widersprüche zuzulassen, genauso wie Nebensächliches oder Abstruses. Es kann bei dieser Arbeit eben auch geschehen, daß sich heraus stellt, etwas anderes ist die Triebfeder des Unterfangens als ursprünglich angenommen. Dies schließt aber auch ein, während der Entwicklung und der Ausführung eines Projektes die Konzeption immer wieder zu überdenken.
- Der Entwurf ist im Gegensatz zum Konzept materiell sehr viel konkreter. Im künstlerischen Alltag kann er aber auch sehr verschiedene Formen annehmen, von der hingeworfenen, für den Außenstehenden kaum entzifferbaren Skizze, dem Diagramm oder der mathematischen Formel, über Bildcollagen, bis zur technischen Zeichnung, dem Modell oder der 3-D Simulation. Der Entwurf dient zumeist zwei verschiedenen Zwecken, der Klärung des Projekt(verlauf)s und der Verdeutlichung dh. der Kommunikation mit anderen.
- Für den Lehrbetrieb ist der Entwurf natürlich von besonderer Bedeutung, ist er doch Grundlage für eine Verständigung zwischen Lehrer und Studentin oder Student. Beim Entwurf für die individuelle Arbeit geht es mir gar nicht darum, eine präzise Planskizze für die endgültige Arbeit zu sehen, sondern durchaus um eine gelungene Präsentation. Einmal gezwungen, in der Vorbereitung eines Projektes, verschiedene Elemente und Ideen zusammenzuführen, hat der Entwurf durchaus seine Berechtigung als Selbstzweck und dient vielleicht nicht nur zur Klärung verschiedener Ideen sondern bringt vielleicht auch neue kreative Lösungen zu tage. (Verweis: Skizzen zu “L'étant donné" von Marcel Duchamp.) Schließlich ist es auch nicht schlecht, solche Zwischenprodukte als Erfolgsbestätigung der eigenen Arbeit zu erlangen.
- Auf ein interessantes “Nebenprodukt" möchte ich besonders hinweisen: Das Internet eignet sich in besonderer Weise dazu, bestimmte Arbeitsprozesse sichtbar zu machen, auf hybride Weise Gedanken mitzuteilen. Der Entwurfsprozess kann so präsentiert, ein eigenständiger Bestandteil der künstlerischen Arbeit werden und auf besondere Weise Einblick in die Arbeit gestatten.