Cupola : Lichtbilder 1999

Wahrnehmungstheorie


- Um fotografische Bilder kritisieren zu knnen, ist es sinnvoll sich mit Wahrnehmungstheorien, neuen Erkenmntnissen der Nerven- und Hirnphysiologie und auch mit den Sehkonventionen auseinanderzusetzen, mit denen wir die Illusion erzeugen, da wir auf einem Foto die Realität abgebildet sehen.

- Die Kamera sieht nicht wie das Auge und die erzeugten Bilder entsprechen nicht der Art und Weise, wie wir die Welt vor uns sehen. (Wir sehen die Welt nicht wirklich in Zentralperspektive und mit fliehenden Linien, sondern Objekte haben eine erstaunlich stabile Konsistenz; die Bilder auf der Retina besitzen gekrmmte Linien, die wir generell als gerade Linien wahrnehmen; rechte Winkel bleiben fr uns rechte Winkel, auch in der Schrägansicht, was wir mit erstaunlicher Sicherheit bestimmen knnen.)

- Andererseits kann es sehr interessant sein, mit dem Wissen um die Differenz zwischen fotografischem Bild und dem Wahrnehmungsbild und auch mit den erlernten Sehkonventionen zu spielen und damit zu neuen Sichtweisen zu kommen oder zumindest die Sehkonventionen zu brechen.

- Diese Sehkonventionen die uns bestimmen sind seit Dziga Vertov's Kinoglast, ìKinoauge" nicht weniger geworden (Film: "Der Mann mit der bewegten Kamera," auch Rodshenko ist hier zu nennen), sie sind aber dem zeitlichen Wandel unterworfen. Mit dem Vormarsch der 3-D Animation scheint es zur Zeit zum Beispiel wieder stärker zu einer Vorherrschaft der Zentralperspektive im bildnerischen Schaffen und sehen zu kommen. (Die meisten Computergames sind ja nichts anderes als illusionäre dunkle Boxen: Camera obscuras.) Auf der anderen Seite wächst unsere Toleranz fr ìunstimmige" Fotomontagen durch den Gebrauch schneller Bildmanipulation durch TV-Nachrichtenmagazine und "focus"-Ästhetik. Das fotografische Bild wird zum reinen Symbolträger.



















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